01.04.2020
Keine Informationsgesellschaft ohne digitale Zivilgesellschaft
“Gemeinnützige Projekte wie Wikipedia und Freifunk helfen gerade jetzt, dass alle Zugang zu Informationen erhalten. Gefördert wird dies bisher kaum. Die Zeit ist gekommen, unsere digitalen Abwehrkräfte zu stärken,” sagt Abraham Taherivand, Geschäftsführender Vorstand, Wikimedia Deutschland e. V.
Um in Krisenzeiten nicht nur von großen Software-Konzernen abhängig zu sein, sorgt ein breites Ökosystem von Betreibern digitaler Infrastruktur für digitale Souveränität und löst Abhängigkeiten von einzelnen Anbietern auf. Open-Source-Lösungen für Videocalls, Büroanwendungen und Mailverwaltung unterstützen bereits jetzt öffentliche Institutionen. Linked-Open-Data Systeme wie zum Beispiel Wikidata führen Wissen auch in Krisenzeiten mit der ganzen Kraft ihrer Community zusammen. Das erfordert konsequenten Einsatz von offenen Standards und Open-Source-Technologien.
Für die allgemeine Öffentlichkeit ist Wikipedia und ihre aus Ehrenamtlichen bestehende Wikipedia-Redaktion Medizin eine der wichtigsten Quellen für medizinische Erklärungen und Fakten. International vernetzte Ärztinnen und Ärzte, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und andere Freiwillige nutzen die zivilgesellschaftlich bereitgestellte Informations-Infrastruktur Wikipedia und aktualisieren stündlich die Beiträge über das Virus.
Ob Verwaltung, Zivilgesellschaft oder Medien: Alle sind dankbar für die ehrenamtliche Arbeit der Wikipedianerinnen und Wikipedianer und für die Sicherheitshinweise des Chaos Computer Clubs. Anerkannt wird die zivilgesellschaftliche Expertise in der Öffentlichkeit aber selten. Ein klares Bekenntnis der Politik, deren Wissen und Kompetenzen zu nutzen, gibt es nicht.
Das Bündnis zivilgesellschaftlicher Organisationen fordert weiterhin kontinuierliche staatliche Investitionen in die Entwicklung und Instandhaltung digitaler Infrastruktur und den Aufbau widerstandsfähiger Netze.
Den Offenen Brief finden Sie unter http://digitalezivilgesellschaft.org/