23.02.2022
Data Act der EU: Wikimedia fordert vereinfachte Nutzung von Datenbanken
Der heute von der Europäischen Kommission vorgestellte Entwurf enthält im zehnten Kapitel eine Überarbeitung der EU-Datenbankrichtlinie aus dem Jahr 1998. Diese schafft eine zusätzliche Hürde für die Nachnutzung von Daten, selbst wenn der Schutz von dem jeweiligen Datenbankhersteller unerwünscht ist. In der Praxis wird ehrenamtliche Arbeit bei der Sammlung von Daten erschwert und sogenanntes Text- und Data-Mining in vielen Fällen unmöglich gemacht.
„Offene Daten gewährleisten den Wissensaustausch, der für Innovation und Kreativität im 21. Jahrhundert notwendig ist. Das Datenbankherstellerrecht schreckt Menschen und Organisationen davon ab, verfügbare Datenbanken zu nutzen und erschwert daher ehrenamtliche Arbeit an offenen Datenprojekten wie Wikidata“, sagt Franziska Heine, stellvertretende Geschäftsführerin und Leiterin der Softwareentwicklung bei Wikimedia Deutschland.
Mehr Sicherheit für Datenprojekte wie Wikidata
Wikimedia Deutschland arbeitet an mehreren Projekten, die Freies Wissen für alle und überall zur Verfügung stellen. Ein solches Projekt ist Wikidata, eine freie Wissensdatenbank mit derzeit 96.919.237 Daten, die von allen genutzt und bearbeitet werden können. Die untereinander vernetzten Daten sind außerdem für die Verknüpfung mit anderen Programmen, Apps oder für die Anwendung in Künstlicher Intelligenz geeignet.
Eine weltweite Community aus Freiwilligen pflegt Daten in Wikidata ein. Diese werden darüber hinaus von anderen Institutionen genutzt: darunter Museen, Bibliotheken, im Bereich Open Science oder von Start-ups. Unzählige Anwendungen nutzen die verknüpften Daten von Wikidata, in ihren Produkten. Jedoch führt das Datenbankherstellerrecht zu Unsicherheiten über die Verwendung von Daten, was eine abschreckende Wirkung hat.
Datenbankherstellerrecht verunsichert
Im Jahr 2021 leitete die Europäische Kommission eine öffentliche Konsultation zum Data Act ein, die auch einen Abschnitt über das Datenbankherstellerrecht enthielt. Die Auswertung zeigt, dass für die Betroffenen das Recht weitgehend unverständlich bleibt. Durch seine abschreckende Wirkung führt das Datenbankherstellerrecht zu Unsicherheit, wo es zur Anwendung kommt.
Wikimedia Deutschland lehnt daher den Vorschlag der Überarbeitung des Datenbankherstellerrecht im Data Act ab und fordert die Umwandlung in ein Registercht, oder eine „Opt-in-Lösung“, wie sie bereits für Text- und Data-Mining besteht. Damit können die Hersteller weiterhin Schutz genießen, wenn sie möchten, die Nachnutzung würde jedoch in der Mehrheit der Fälle deutlich vereinfacht.