Krieg gegen die Ukraine
12. Juli 2024: Desinformationskampagnen in Russland
Medienberichten zufolge wird auf der regierungsfreundlichen russischen Wikipedia-Alternative „RuWiki“ russische Geschichte neu geschrieben, Informationen werden manipuliert oder ganz außen vor gelassen. Aus einer Studie des unabhängigen Medienhaus Mediazona geht hervor, dass die meisten Einträge sehr wahrscheinlich von bezahlten Schreibern verfasst wurden. So übt die Regierung immer mehr Kontrolle über das russische Internet aus. Ausländische Seiten werden zunehmend entfernt und lokale Suchmaschinen und KI-Modelle „sind bald gezwungen, der neuen gefälschten Geschichte Vorrang zu geben”, so der Ex-Wikimedia-Mitarbeiter Sergei Leschina gegenüber The Economist. Anfang Juli tauchte auch außerhalb Russlands eine Falschinformation über Wolodymyr Selenskyjs Frau in Google-Suchergebnissen auf und verbreitete sich auf Social-Media-Kanälen. Die Geschichte stammte von der französischen Website Vérité Cachée, die Teil eines Website-Netzwerks der russischen Regierung ist. Mithilfe von generativer KI verbreitet das Netzwerk Propaganda und Desinformationen.
Aktuelle Medienberichte dazu:
Der Standard: Wie der Kreml Wikipedia und die Geschichte umschreibt
The Economist: The Kremlin is rewriting Wikipedia
Arstechnica: How disinformation from a Russian AI spam farm ended up on top of Google search results
5. April 2024: „War destroys monuments“ – Die Auswirkungen der russischen Invasion in einer Wiki Loves Monuments Sonderkategorie
Im Oktober 2023 fand der Fotowettbewerb „Wiki Loves Monuments“ zum zwölften Mal in der Ukraine statt. Ziel des Projekts ist es, ein Bewusstsein für den Zustand von Kulturdenkmälern zu schaffen und diese zu dokumentieren. Seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine wurden von der UNESCO 345 beschädigte Kulturdenkmäler verzeichnet. Das ukrainische Ministerium für Kultur und Informationspolitik meldet 945 zerstörte oder beschädigte Stätten. Von Tag zu Tag steigen diese Zahlen. Das lokale Organisationsteam hat dies zum Anlass genommen im Wettbewerb die Sonderkategorie „War destroys monuments“ einzuführen. Insgesamt wurden für diese Kategorie 417 Bilder eingereicht, die die Zerstörung des Krieges in verschiedenen Regionen in der Ukraine dokumentieren.
Die Gewinnerbilder
Auf dem Wikimedia Community Blog berichtet Anton Protsiuk ausführlich über „War destroys monuments” und die Gewinnerbilder.
4. März 2024: In Russland droht ein Verbot der Wikipedia
Sind die Tage der freien Online-Enzyklopädie in Russland gezählt? Laut aktuellen Medienberichten könnte der Kreml die russische Wikipedia endgültig blockieren. Anlass soll ein Artikel über die Umgehung von Web-Sperren sein. Ein neues Gesetz verbietet es, dafür „Werbung“ zu machen. Seit Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine gerät auch die russische Wikipedia immer wieder unter Druck: die Regierung droht mit Verboten und verhängt Geldstrafen – unter anderem wegen der Weigerung, den Begriff „militärische Spezialoperation“ zu verwenden. Einen Überblick über die Zensur des Freien Wissens in Russland und in weiteren Ländern gibt es hier.
Aktuelle Medienberichte dazu:
Frankfurter Rundschau: Russland könnte Wikipedia blockieren – Putin-Abgeordneter macht erste Andeutungen
24. Februar 2024: Zwischen Krieg und Alltag – Wikimedia Ukraine seit zwei Jahren im Ausnahmezustand
Seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine vor zwei Jahren arbeiten die Ehrenamtlichen der Wikipedia und das Team von Wikimedia Ukraine (WMUA) unter extremen Bedingungen. Anton Protsiuk ist Programmkoordinator beim Ukrainischen Wikimedia-Chapter. Im Interview mit Wikimedia Deutschland erzählt er von Community-Treffen in Schutzräumen, seinem Verhältnis zur mittlerweile aufgelösten russischen Wikimedia-Organisation und von Erfolgen im Einsatz für Freies Wissen in Kriegszeiten. „Die ukrainische Community war und ist sehr erfolgreich darin, Desinformation zu bekämpfen und Barrieren gegen Fake News zu errichten“, so Protsiuk.
2. Februar 2024: Russland stuft Wikimedianer als „Auslandsagent“ ein
Das russische Justizministerium hat seine Androhung gegenüber dem Wikipedianer und bisherigen Geschäftsführer von Wikimedia Russland, Stanislav Kozlovsky, wahr gemacht: Kozlovsky wurde gemeinsam mit weiteren Personen, wie dem Bürgerrechtler Oleg Orlow, als „ausländischer Agent“ eingestuft. Zur Begründung hieß es, die Personen hätten sich gegen die „Spezialoperation“ geäußert, Kozlovsky habe zudem „Material für ausländische Agenten erstellt und mit ausländischen Medien zusammengearbeitet, von denen eines in Russland als unerwünscht erklärt wurde“. Zuvor war Kozlovsky laut eigener Aussage zur Kündigung seiner Professur an der Staatlichen Universität Moskau gedrängt worden. Wikimedia Russland hatte sich danach zum Schutz ihrer Mitglieder aufgelöst.
15. Januar 2024: Kreml-treue Wikipedia-Alternative „Ruwiki“ beendet Beta-Test
Medienberichten zufolge hat die regierungsfreundliche russische Wikipedia-Alternative „Ruwiki“ ihren Beta-Test beendet. Sie soll noch in diesem Jahr vollständig verfügbar gemacht werden. Eigenen Angaben zufolge soll Ruwiki mehr als 1,9 Millionen Artikel beinhalten. Als Basis sollen Kopien aller mehr als 1,8 Millionen russischen Wikipedia-Artikel gedient haben, aus denen allerdings regierungskritische Inhalte entfernt wurden. Entwickelt wurde Ruwiki vom ehemaligen Chef von Wikimedia Russland, Wladimir Medeiko. Dieser wurde im Mai 2023 als Geschäftsführer von WMRU entlassen und in den Wikimedia-Projekten global gesperrt.
Aktuelle Medienberichte dazu:
reuters.com: Russian version of Wikipedia to launch Monday, reports say
heise.de: “Ruwiki”: Kreml-treue Wikipedia-Alternative aus Russland beendet Beta-Test
New York Post: Ruwiki, the Russian Wikipedia to launch on Monday
19. Dezember 2023: Wikimedia Russland wird aufgelöst
Zum Schutz ihrer Mitglieder hat das russische Wikimedia-Chapter seine Auflösung beschlossen. Zuvor wurde dem aktuellen Wikimedia RU-Geschäftsführer Stanislav Kozlovskiy durch das russische Justizministerium die Einstufung als ausländischer Agent angedroht. Das schreibt Kozlovskiy in dieser Woche in einer Meldung in der russischen Wikipedia. Weiter sei er zur Kündigung seiner Professur an der Staatlichen Universität Moskau gedrängt worden. Kozlovskiy war seit Mai Geschäftsführer von Wikimedia RU, nachdem die Wikimedia Foundation (WMF) den damalige Geschäftsführer von allen WMF-Projekten gesperrt hat, da dieser einen staatsnahen Fork der russischsprachigen Wikipedia gegründet hatte. Wikimedia Russland ist seit 2008 ein anerkannter Zweig der Wikimedia-Stiftung für Wikimedianer, die in Russland leben.
6. Dezember 2023: Mit Wikibase gegen die Zerstörung bedeutender Bauwerke in der Ukraine
Seit Beginn des russischen Angriffskrieges sind in der Ukraine zahlreiche Baudenkmäler und historische Gebäude zerstört worden – zuletzt die berühmte Verklärungskathedrale in der Altstadt von Odessa. Weiteren droht dasselbe Schicksal.
Gemeinsam mit dem Deutschen Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte (DDK) arbeitet seit einem Jahr Ina Blümel und ihr Team vom Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften und Universitätsbibliothek (TIB) an einem Projekt, dass den Erhalt kulturell bedeutender ukrainischer Bauwerke im Angesicht drohender Kriegszerstörung sichern soll. Dabei versucht das Team gemeinsam mit ukrainischen Fotograf*innen, Kathedralen, Denkmäler und andere Bauwerke fotografisch so einzufangen, dass ein Wiederaufbau leichter durchgeführt werden kann.
Die Wissenschaftler*innen verwenden dafür die von Wikimedia Deutschland entwickelte Software Wikibase. Dadurch wird es möglich, dass auch Menschen in der Ukraine selbst langfristig zu einer Notdokumentation der Gebäude beitragen können. Die Fotografien sollen nicht nur den Expert*innen für den Wiederaufbau zur Verfügung stehen, sondern später auch im Netz veröffentlicht werden, als eine Art „Nationales Denkmalportal“, so Christian Bracht, Direktor des DDK in einem Interview mit dem SPIEGEL.
Aktuelle Medienberichte dazu:
Der Spiegel: Fotos sollen Baukultur in der Ukraine retten
Mastodon: Tröt der TIB zum Thema
Mehr zu Wikibase: wikimedia.de/projects/wikibase
8. Dezember 2022: Ukrainischer Schriftsteller und Wikipedianer Volodymyr Vakulenko im Zuge der Invasion der Russischen Föderation in der Ukraine getötet.
Wir sind zutiefst traurig darüber, dass wir letzte Woche die Bestätigung erhalten haben, dass der ukrainische Schriftsteller, Aktivist und langjährige Wikipedia-Freiwillige, Volodymyr Vakulenko, von der russischen Armee während ihrer Invasion in der Ukraine getötet wurde.
Volodymyr Vakulenko ist Autor von 13 veröffentlichten Büchern und hat mehrere Literaturpreise erhalten. Seit 2010 hat er rund 100 Artikel in der ukrainischen Wikipedia erstellt, die mehr als 150.000 Mal aufgerufen wurden. Außerdem hat er fast 4.000 Bearbeitungen vorgenommen.
Volodymyr war zum Zeitpunkt seines Todes etwa 50 Jahre alt. Er hinterlässt seinen 7-jährigen Sohn und seine Eltern. Wenn Sie Volodymyrs Familie finanziell bei der Betreuung seines Sohnes unterstützen möchten, wenden Sie sich bitte an info@wikimedia.org.ua
22. November 2022: Moskauer Gericht bestätigt Geldstrafe gegen Wikipedia-Inhalte
Ein Moskauer Gericht hat am 22. November die Berufung der Wikimedia Foundation gegen eine auferlegte Geldstrafe abgewiesen. Die russische Regierung besteht weiter darauf, dass Informationen aus dem russischen Wikipedia-Artikel über die russische Invasion der Ukraine (2022) entfernt werden. Die Wikimedia Foundation hat angekündigt, weiterhin alle rechtlichen Möglichkeiten auszuloten, um diese Entscheidung vor höheren russischen Gerichten anzufechten.
Weitere Medienberichte dazu:
heise online: Wikimedia scheitert mit Klage gegen russische Medienaufsicht
3. November 2022: Russisches Gericht verurteilt erneut Wikipedia
Wegen „Falschinformationen“ in zwei Wikipedia-Artikeln hat ein russisches Gericht eine Strafzahlung von zwei Millionen Rubel (rund 32.500 Euro) verhängt. Das melden russische Nachrichtenagenturen. Wikimedia Russland hat angekündigt, in Berufung zu gehen.
Aktuelle Medienberichte dazu:
Die Presse: Hohe Geldstrafe für Wikipedia in Russland
Tiroler Zeitung: „Falschinformationen über Offensive“: Hohe Geldstrafe für Wikipedia in Russland
20. Oktober 2022: Aktuelle Medienberichte zum Thema
10. September 2022: Aktuelle Medienberichte zum Thema
BR24: Russische Gruppe bekämpft die freie Wikipedia
Heise online: Die Putin-Regierung und Wikipedia
01. August 2022: Start der Blog-Reihe „Wikimedia & Wikipedia in der Ukraine“
Oksana Rodikova hat bis zum Ausbruch des Krieges für Wikimedia Ukraine gearbeitet und ist jetzt für Wikimedia Deutschland im Einsatz. In einer neuen Blog-Reihe sprechen wir mit ihr über ihren Weg von Kiew nach Berlin und darüber, wie Wikimedia Ukraine es schafft, unter dem Einfluss des Krieges die Arbeit aufrecht zu erhalten und die Wiki-Community vor Ort zu unterstützen.
27. Juli 2022: Russische Regierung geht weiter gegen Wikipedia vor
Russland kontrolliert und zensiert umfassend Informationen über den Krieg. Auch in der russischsprachigen Wikipedia gibt es Artikel über den Angriffskrieg auf die Ukraine und die damit verbundene Invasion. Die Online-Enzyklopädie weigert sich, diese als „Spezial-Operation“ zu verharmlosen. Die russische Medienaufsicht Roskomnadsor hat nun Warnhinweise angeordnet. Demnach sollen Suchmaschinen in Russland Beiträge zur Wikipedia mit dem Hinweis versehen, dass Wikipedia gegen russisches Recht verstoße. Umgesetzt wird das offenbar bereits durch einen russischen Anbieter. Die Wikimedia Foundation setzt sich weiterhin dafür ein, das Recht aller auf freien Zugang zu und Weitergabe von Wissen zu verteidigen.
Aktuelle Medienberichte zum Thema:
Netzpolitik.org: Neue Schikanen gegen Wikipedia in Russland
Berliner Zeitung: Russland: Wikipedia wehrt sich vor Gericht gegen Zensur
Netzpolitik.org: Festnahme und Drohungen wegen Artikelbearbeitung
30. Juni 2022: Wikimedia Deutschland verurteilt die Arrestierung eines russischen Wikipedia-Autors
Ein belarussisches Gericht hat am 24.06.2022 den russischen Wikipedia-Bearbeiter Mark Bernstein zu drei Jahren Hausarrest verurteilt. Das berichtet die belarussische Nachrichtenseite Mediazona. Siehe dazu auch ein Beitrag auf netzpolitik.org. Wikimedia Deutschland verurteilt diesen Schritt, der ein verheerendes Signal für die Achtung der Informations- und Meinungsfreiheit setzt.
13. Juni 2022: Im Streit um die freie Meinungsäußerung in der russischen Wikipedia: Wikimedia geht in Berufung
Ein Moskauer Gericht hat die Wikimedia Foundation zu einer Geldstrafe verurteilt, da sie es unterlassen hat, „verbotene” Informationen auf Wikipedia zu entfernen, die sich größtenteils auf die russische Invasion in der Ukraine beziehen. Am 6. Juni 2022 legte die Wikimedia-Stiftung Berufung ein. Sie argumentiert, dass die Informationen auf Wikipedia durch das Recht auf freie Meinungsäußerung geschützt werden sollten, sie beruhen auf Fakten und werden von Freiwilligen überprüft, die die Artikel auf der Website kontinuierlich bearbeiten und verbessern. Eine Entfernung dieser Informationen würde eine Verletzung des Rechts der Menschen auf freie Meinungsäußerung und Zugang zu Wissen darstellen. Die russische Regierung wird in den kommenden Wochen Gelegenheit haben, auf die Berufung zu reagieren.
23. Mai 2022: Jimmy Wales über Wikipedia in Russland
Im Rahmen des World Economic Forums hat Wikipedia-Gründer Jimmy Wales dem Schweizer Fernsehensender SRF ein Interview zur Lage der Wikipedia-Community in Russland gegeben.
24. April 2022: Russland verhängt Geldstrafen gegen Wikimedia Foundation
Ein Moskauer Gericht hat zwei Geldstrafen gegen die Wikimedia Foundation verhängt. Eine Strafe über 3 Millionen Rubel (ca. 38.000 Euro) wurde wegen der Nichtlöschung von in der russischen Föderation verbotenen Informationen über den Überfall auf die Ukraine erteilt. Das Gericht verhängte eine weitere Geldstrafe von 2 Millionen Rubel (ca. 25.000 Euro) für Artikel über Rauch und rauchloses Schießpulver.
7. April 2022: Gericht verurteilt Wikipedianer
Wegen „Diskreditierung der Republik Weißrussland“ ist der Wikipedianer Pawel Pernikau am 7. April 2022 in Brest zu zwei Jahren Haft in einer Strafkolonie verurteilt worden. Pernikau hatte zwei Wikipedia-Beiträge über die politische Unterdrückung in Weißrussland verfasst und einen Artikel auf der Website einer Menschenrechtsorganisation über Folter und außergerichtliche Tötungen in weißrussischen Haftanstalten veröffentlicht. Belarussische Menschenrechtsorganisationen hatten ihn nach seiner Inhaftierung als Politischer Gefangener eingestuft.
2. April 2022: Russlands Druck auf Wikipedia wächst
Russland hat den Druck auf die Wikipedia erhöht: Die russische Medienaufsicht hat am 31. März eine zweite Abmahnung ausgesprochen und mit einer Geldstrafe von bis zu vier Millionen Rubel (rund 44.000 Euro) gedroht. Der Grund: Das „Nichtlöschen unzuverlässiger sozial bedeutsamer Materialien sowie anderer verbotener Informationen”.
22. März 2022: Zehntausende Menschen in Russland laden Wikipedia herunter
Die Menschen in Russland bereiten sich auf die drohende Wikipedia-Abschaltung vor: Zehntausende laden derzeit Kopien der frei verfügbaren Online-Enzyklopädie herunter, um so Wissen und Informationen so lange es noch geht zu sichern.
Aktuelle Medienberichte dazu:
BR24: Russland will Wikipedia-Informationen über den Krieg löschen
Tagesschau: Russland geht gegen Wikipedia vor
ORF: Russland und Belarus gehen gegen Wikipedia vor
Der Standard: Wikipedia ist Russlands (beinahe) letzte Bastion der Meinungsfreiheit
Netzpolitik.org: Menschen in Russland laden Wikipedia herunter – solange es noch geht
T3N: Wikipedia: So sichern sich die Russ:innen unabhängige Informationen
3. März 2022: Statement der Wikimedia Foundation
Die Wikimedia Foundation steht mit ihren Gemeinschaften auf der ganzen Welt zusammen, um das freie Wissen angesichts der Bedrohung durch die russische Regierung zu verteidigen
(Dies ist eine Übersetzung dieses Statements.)
Am 1. März 2022 erhielt die Wikimedia Foundation eine Aufforderung der russischen Regierung, Inhalte zu entfernen, die sich auf die unprovozierte Invasion der Ukraine beziehen und von freiwilligen Beiträgern in der russischen Wikipedia veröffentlicht wurden. Die Wikimedia Foundation und die Bewegung, der wir angehören, haben nie nachgegeben, wenn Regierungen gedroht haben, Menschen ihr grundlegendes Menschenrecht auf freien, offenen und überprüfbaren Zugang zu Informationen zu verweigern.
Die auf Wikipedia verfügbaren Informationen werden von Freiwilligen beschafft und weitergegeben, die Zeit und Mühe investieren, um sicherzustellen, dass die Inhalte faktenbasiert und zuverlässig sind. Viele tun dies auch weiterhin unter widrigen Umständen: Während der Invasion fügen ukrainische Freiwillige weiterhin Inhalte hinzu und nehmen Änderungen an Wikipedia vor, auch wenn sie sich in großer Not befinden.
Die Aufforderung zur Löschung vom Dienstag droht mit Zensur. Menschen in Krisenzeiten den Zugang zu zuverlässigen Informationen zu verwehren, kann lebensverändernde Folgen haben. Wir schließen uns Wikimedia Russland, der unabhängigen, in Russland ansässigen Wikimedia-Mitgliedsorganisation und der breiteren Gemeinschaft der russischen Wikipedia-Freiwilligen an, um das Recht der Freiwilligen zu verteidigen, ihre sorgfältige Arbeit bei der Bearbeitung von Wikipedia mit den aktuellsten und zuverlässigsten Informationen über den Einmarsch Russlands in die Ukraine fortzusetzen.
Wikipedia ist ein wichtiger zweiter Entwurf der Geschichte, der frei und offen wichtige historische und aktuelle Zusammenhänge über Russland, die Ukraine und viele andere Themen liefert. Als der Einmarsch in die Ukraine am 23. Februar begann, begannen freiwillige Redakteure sofort damit, Wikipedia-Artikel zu erstellen, um die Welt über die sich entwickelnden Ereignisse zu informieren. Bis zum 3. März wurde der englische Wikipedia-Artikel über die Invasion über 11,3 Millionen Mal aufgerufen, und es gibt Artikel zu diesem Thema in über 99 Sprachen.
Wikipedia ist in dieser Krise nach wie vor eine wichtige Quelle für verlässliche, sachliche Informationen. In Anerkennung dieser wichtigen Rolle werden wir nicht vor den Versuchen zurückschrecken, Mitglieder unserer Bewegung zu zensieren und einzuschüchtern. Wir stehen zu unserer Mission, der Welt freies Wissen zur Verfügung zu stellen.
2. März 2022: Pressemitteilung Wikimedia Deutschland
Wikimedia Deutschland fordert angesichts des Kriegs in der Ukraine weiterhin freien Informationszugang
Russische Medienaufsicht kündigt Netzsperre gegen Wikipedia an
Berlin, 2. März 2022 – Die russische Medienaufsichtsbehörde Roskomnadsor hat angekündigt, Wikipedia aufgrund des Artikels “Вторжение России на Украину (2022)” sperren zu wollen. (Hier der entsprechende deutschsprachige Artikel). Die Sperrung von Wissensquellen verletzt das Recht aller Menschen auf freien Zugang zu Informationen und Fakten.
Dr. Christian Humborg, Geschäftsführender Vorstand WMDE:
„Die Informationsfreiheit ist in großer Gefahr, wenn der Zugang zu Fakten und Wissen unterdrückt wird. Die angedrohte Sperrung der Wikipedia ist ein weiterer Schritt, der russischen Gesellschaft das Recht auf den freien Zugang zu Informationen zu verwehren. Ich bin beeindruckt vom Mut ukrainischer und russischer Freiwilliger, die weiterhin Inhalte in Wikipedia erstellen, um sicherzustellen, dass Menschen überall in Krisenzeiten Zugang zu neutralen, zuverlässigen Informationen haben.”
Fakten zum Krieg gegen die Ukraine auf Wikipedia
Das Wissen über den Angriff Russlands auf die Ukraine wird aktuell durch die vielen Freiwilligen weltweit auf Wikipedia dokumentiert. Wie hierbei Quellen und Fakten durch die freiwillig arbeitenden Wikipedianer*innen gesichert werden, hat Samuel Breslow für die englischsprachige Wikimedia dokumentiert: https://wikimedia.brussels/wikipedia-covers-the-ukraine-invasion-a-look-at-breaking-news-editing/
Die Invasion der Ukraine führt zu unermesslichem Leid, Zerstörung und Tod. Wikimedia Deutschland steht an der Seite aller, die eine sofortige und friedliche Lösung des Konflikts fordern.
1. März 2022: Statement der Wikimedia Foundation
Wikimedia Foundation ruft angesichts der anhaltenden Ukraine-Krise zu freiem und offenem Zugang zu Wissen auf
(Dies ist eine Übersetzung dieses Statements.)
Update: Während der Konflikt anhält, hat die Wikimedia Foundation eine Aufforderung der russischen Regierung erhalten, Inhalte aus der russischen Wikipedia zu entfernen. Sie können das letzte Update und unsere Antwort lesen.
Die Wikimedia Foundation unterstützt eine globale Bewegung von Freiwilligen und Gemeinschaften rund um die Welt. Wir stehen an der Seite unserer Freiwilligen in der Ukraine, Russland und auf der ganzen Welt, die eine sofortige und friedliche Lösung des Konflikts fordern.
Der Einmarsch in die Ukraine hat zu einem sinnlosen Verlust von Menschenleben geführt und wurde auch von einem Informationskrieg im Internet begleitet. Die Verbreitung von Desinformationen über die andauernde Krise beeinträchtigt die Sicherheit von Menschen, die sich bei Entscheidungen über Leben und Tod auf Fakten verlassen müssen, und beeinträchtigt das Recht eines jeden auf Zugang zu offenem Wissen. Ukrainische Freiwillige haben heldenhaft weiter Inhalte hinzugefügt und Änderungen an Wikipedia und anderen Wikimedia-Projekten vorgenommen, um sicherzustellen, dass Menschen überall in Krisenzeiten weiterhin Zugang zu neutralen, zuverlässigen Informationen haben, und um unseren gemeinsamen Glauben an Wissen als Menschenrecht zu demonstrieren.
Die Wikimedia Foundation arbeitet aktiv mit den betroffenen Gemeinschaften zusammen, um potenzielle Bedrohungen für die Informationen in den Wikimedia-Projekten zu identifizieren, und unterstützt freiwillige Editoren und Administratoren, die als erste Verteidigungslinie gegen die Manipulation von Fakten und Wissen dienen.
Wir schließen uns denjenigen an, die ein friedliches Ende des Konflikts fordern, und werden weiterhin die Bemühungen derjenigen unterstützen, die zu einem starken digitalen Gemeingut beitragen, das Wissen offen, neutral und frei hält.
Aufruf: Hinweise auf fehlende Wikipedia-Artikel zu ukrainischen Kunstschaffenden
Die Wikipedianerin Maria Merseburger möchte das Wissen über ukrainische Kunstschaffende in der Wikipedia erweitern. Daher sucht sie nach Hinweisen auf Personen aus dem Kulturbereich, die noch keinen Artikel in der Online-Enzyklopädie haben. Maria Merseburger kann über ihren Twitter-Kanal kontaktiert werden.
Weitere Medienberichte zum Thema:
Heise online: Ukraine-Krieg: Russische Medienaufsicht droht mit Wikipedia-Sperre
Watson: Russland droht Wikipedia mit Sperre – wenn weiter über Kriegsopfer informiert wird
Deutschlandfunk Nova: Freies Internet in Gefahr: Russland zensiert das Netz in Rekordzeit
Basic Tutorials: „Invasion“ statt „Spezialoperation“: Wikipedia droht Blockade in Russland
Wikimedia Brüssel: WIKIPEDIA COVERS THE UKRAINE INVASION: A LOOK AT BREAKING NEWS EDITING
Ukraine’s Cultural Diplomacy Month
Der Krieg gegen die Ukraine ist auch ein Angriff auf die kulturelle Identität der Ukrainer*innen und die kulturelle Geschichte des Landes.
Das Wikimedia-Chapter in der Ukraine hat den “Ukraine’s Cultural Diplomacy Month 2022” organisiert. Ziel des Schreibwettbewerbs war es, Artikel über die Kultur und die Menschen in der Ukraine in so vielen Sprachausgaben der Wikipedia wie möglich zu erstellen und zu verbessern.