Executive Summary
Bildung in der Digitalität und Gemeinwohlorientierung
Die Website Gemeinwohl im Bildungsraum führt bisherige Vorarbeiten und Aktivitäten von Wikimedia Deutschland e. V. in den Bereichen Bildung in der Digitalität und Gemeinwohlorientierung zusammen. Ziel ist die systematische Bewertung von staatlichen, digitalen Bildungsprojekten anhand festgelegter Kriterien.
Gemeinwohlanforderungen als Analyserahmen
Mein Bildungsraum wurde als beispielhaftes Bildungsinfrastrukturprojekt für diese Analyse ausgewählt. Das Konstrukt der Gemeinwohlorientierung eignet sich als Analyserahmen, da es verschiedene zentrale Aspekte inkludiert, die im Kontext staatlicher Bildungs- und Digitalvorhaben zu berücksichtigen sind: Es werden nicht nur Fragen von Offenheit und Zugang adressiert, sondern auch Themen wie die Produktnachhaltigkeit oder der Schutz von Grundrechten. Damit ergibt sich eine sowohl umfassende als auch tiefgehende Analyse von Vorhaben.
Acht Expert*innen für acht Anforderungen
Für die Analyse der Gemeinwohlorientierung von Mein Bildungsraum hat Wikimedia Deutschland e. V. Interviews mit acht Expert*innen für je eine der acht Anforderungen an das Gemeinwohl durchgeführt. Auf Basis der Interviews wurden die Ergebnisse hier zusammengeführt.
Analyse von Mein Bildungsraum als Blaupause
Viele der dargestellten Kritikpunkte, aber auch Empfehlungen lassen sich auf andere staatliche Bildungs- und Digitalprojekte übertragen. Die Analyse von Mein Bildungsraum soll daher auch als Blauspause für weitere Analysen dienen.
Zusammenfassung der zentralen Aussagen:
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Transparenz
Die Informationsbeschaffung war für Journalist*innen sehr schwierig, wodurch die Transparenz der Prozesse und Entscheidungen von Mein Bildungsraum litt.
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Beteiligung
Zwar erfolgte eine Beteiligung projektnaher Gruppen, allerdings wurden kaum externe Stakeholder wie Lehrkräfte, Schüler*innen, Selbstvertretungen oder Anbietende bestehender Lernmanagementsysteme miteinbezogen.
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Keine negativen Externalitäten
Bislang liegt keine Nachhaltigkeitsstrategie vor, daher muss der Aspekt der Vermeidung negativer Externalitäten weiter beobachtet werden.
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Grundrechte
Zur Wahrung der Grundrechte im digitalen Raum sind transparente Richtlinien zur Datenverwendung und Authentifizierungsmechanismen unumgänglich – bis ein erster Prototyp öffentlich zugänglich ist, bleibt die Umsetzung dessen abzuwarten.
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Weniger Ungleichheit
Digitale Vorhaben wie Mein Bildungsraum sollen dazu beitragen, Ungleichheiten zu verringern. Dafür muss zwingend geklärt werden, wer welche Nutzungs- oder Betriebskosten trägt, wie Lernende unterstützt werden und welche Konsequenzen eine Nicht-Nutzung der Infrastruktur bedeutet.
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Offenheit
Der Code einzelner Komponenten von Mein Bildungsraum wurde unter einer offenen Lizenz veröffentlicht – auch wenn man sich für die weniger gemeinwohlorientierte und dafür wirtschaftsfreundlichere MIT-Lizenz entschieden hat. In welcher Form eine Einbindung der Software-Community in die Weiterentwicklung der einzelnen Komponenten stattfinden soll, ist noch nicht entschieden.
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Zugang
Der Zugang für Menschen mit Behinderungen zu Mein Bildungsraum wurde bislang nur für die eigene Website und App mitgedacht – für die anzubindenden Plattformen und Lerninhalte gab es bislang keine einheitlichen Regelungen zur Sicherstellung der Barrierefreiheit.
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Gemeinschaftliches Verwalten und Erneuern
Die Weiterentwicklung des Vorhabens steht noch aus – allerdings kann hier die klare Empfehlung gegeben werden: Künftige und diverse Nutzende müssen so früh wie möglich eingebunden werden und gemeinsam mit den Produktentwickler*innen die Weiterentwicklung des Produktes gestalten.