Landtagswahlen 2024: Mach Freies Wissen zum Wahlkampfthema!

In Brandenburg, Sachsen und Thüringen stehen die Landtagswahlen vor der Tür. Zeit, sich anzuschauen, wie die zur Wahl stehenden Kandidierenden zu Themen rund um Freies Wissen stehen. Denn die politischen Entscheidungen und rechtlichen Rahmenbedingungen in einzelnen Bundesländern bestimmen mit, wie viel Wissen für uns alle frei zugänglich ist. Willst Du uns dabei unterstützen, das Argumente für freien Zugang zu Wissen bei Politikschaffenden in Deinem Bundesland mehr Gehör finden? Das kannst Du im Wahlkampf bei Veranstaltungen, am Wahlkampfstand, oder per E-Mail und Brief tun. Wie, das erklären wir auf dieser Seite.

Als Wikimedia Deutschland setzen wir uns auf allen gesellschaftlichen Ebenen für den freien Zugang zu Wissen und Bildung ein. Wir überzeugen politische und gesellschaftliche Akteure und Akteurinnen von den Vorteilen freier Inhalte im Internet und setzen uns für mehr Gemeinwohlorientierung in der Digitalpolitik ein. Einige unserer politischen Positionen sind hier zu finden.

In Brandenburg, Sachsen und Thüringen stehen die Landtagswahlen vor der Tür. Zeit, sich anzuschauen, wie die zur Wahl stehenden Kandidierenden zu Themen rund um Freies Wissen stehen. Wir haben vier dafür wichtige Themen ausgesucht, für die wir uns bei Wikimedia Deutschland politisch einsetzen:

  • Digitales Ehrenamt
  • Freie Bildung
  • Öffentliches Geld – Öffentliches Gut
  • Digitales Kulturgut

Sehr hilfreich wäre es, wenn Du deine demokratischen Kandidierenden fragst, wie sie zu diesen Themen stehen, und sie mit unseren Argumenten versorgst – per E-Mail, im Telefonat oder im direkten Gespräch bei Wahlkampfständen oder -veranstaltungen. Im direkten Kontakt mit den Menschen aus ihrem Wahlkreis sind Kandidierende oft empfänglicher für unsere Anliegen. Wir haben für jedes der vier Themen eine Argumentationshilfe erstellt, die Dir dabei helfen kann.

Wie Du beitragen kannst

Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie Du die demokratischen Kandidierenden dafür sensibilisieren kannst, welche politischen oder rechtlichen Veränderungen der Landtag für besseren Zugang zu Freiem Wissen, Kultur und Offene Daten schaffen kann – je nachdem, welche Form der Kontaktaufnahme Dir am besten gefällt. Viele der Kandidierenden touren mit Wahlkampfständen durch ihren Wahlkreis oder bieten Fragestunden an, bei denen Du ihnen persönlich Fragen stellen und Argumente für mehr freien Wissenszugang vorbringen kannst. Durch solch einen Dialog ergibt sich meist ein spannender Austausch. Außerdem kann es viel bewirken, konkrete Themen, Fragen und Forderungen per E-Mail, Brief, Anruf oder im direkten Gespräch gegenüber Abgeordneten und Kandidierenden anzubringen!

Das Team von Abgeordnetenwatch hat Auflistungen aller Kandidierenden zusammengestellt, mit denen Du direkt sehen kannst, wer in Deinem Wahlkreis zur Wahl stehen wird:

Die Auflistungen auf Abgeordnetenwatch lassen sich auch nach Wahlkreis filtern.

Wir freuen uns auch sehr über Deinen Erfahrungsbericht.

Wie ist Dein Austausch mit den örtlichen Kandidierenden lief: Mit welchen Anliegen bist Du an sie herangetreten? Wie ist die Reaktion ausgefallen? Hattest Du den Eindruck, dass das Thema bei Deiner Gesprächspartnerin oder deinem Gesprächspartner schon bekannt war? Wie könnte man die Ansprache noch verbessern? Schreib uns Deine Eindrücke gern per E-Mail an politik@wikimedia.de – damit kannst Du auch dazu beitragen, dass wir unsere Arbeit weiterentwickeln.

Tipps für ein Schreiben an Kandidierende

Digitales Ehrenamt: Wichtiger Faktor für Demokratie und Gesellschaft

Bei Workshops und Austauschformaten wie hier im Museum Barberini in Potsdam lernen sich regelmäßig Beschäftigte von Gedächtnisinstitutionen und ehrenamtlich in den Wikiprojekten Engagierte kennen. Foto: Fridolin freudenfett, Einführung ins Wikiversum im Museum Barberini-001, CC BY-SA 4.0

Im digitalen Raum sind vielfältige Möglichkeiten zur ehrenamtlichen Betätigung entstanden. Die Wikipedia ist wohl das bekannteste Beispiel für digitales Ehrenamt. Tausende Menschen machen das Wissen der Welt in der deutschsprachigen Wikipedia und ihren Schwesterprojekten allen frei zugänglich – freiwillig und ehrenamtlich. Diese Ehrenamtlichen fotografieren und beschreiben auch in Ihrer Heimatregion Kulturdenkmäler, verfassen Artikel zu lokalen Berühmtheiten oder wichtigen Unternehmen. Aber auch digitale Bildungsarbeit ruht vielerorts auf den Schultern Freiwilliger, von Initiativen zum guten Umgang mit Mobilgeräten bis zu Vereinen wie cyber4edu, die Schulen mit Digital-Infrastruktur unterstützen.

Digitale Formen des Ehrenamts werden bislang im Vergleich zum traditionellen Ehrenamt zu wenig politisch anerkannt und gefördert. Wir fordern daher, die Anerkennung und Förderung von freiwilliger und digitaler Ehrenamtsarbeit zu reformieren. Welche Forderungen das sind und warum wir sie erheben, erläutern wir in unserem Politikbrief „Digitales Ehrenamt stärken! Forderungen für eine zeitgemäße Engagementförderung“. Mit den folgenden Forderungen kannst Du dazu beitragen, diesem Thema mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen:

So können digitale Ehrenamtliche besser gefördert werden

Klicke auf das + um mehr über die Forderung und unsere Argumente dafür zu erfahren

  • Freier Eintritt in Museen für Ehrenamtliche

    Viele Museen bieten bereits vergünstigte Eintrittspreise durch Ehrenamtskarten an – das soll Ehrenamtliche belohnen, die in ihrer Freizeit Museen und ähnliche Kultureinrichtungen besuchen möchten. Viele bei Wikipedia Engagierte besuchen Museen jedoch, um Fotos für bislang fehlende Bebilderungen auf Wikipedia anzufertigen und um das freie Medienarchiv Wikimedia Commons zu erweitern. Diese ehrenamtliche Tätigkeit kommt uns allen zugute, weil alle die Inhalte aus Commons nutzen können. Wikimedia Deutschland stellt den Ehrenamtlichen Nachweise für ihre Tätigkeit aus – mit einem freien Zutritt zu staatlichen Museen und ähnlichen Kultureinrichtungen müssten die Aktiven künftig nur mehr ihre Freizeit, nicht jedoch Geld für ihre Arbeit aufwenden.

  • Förderung von Offenen Werkstätten und Orten Freien Wissens

    Digitales Ehrenamt findet überwiegend im Netz statt, lebt aber wie jedes andere Ehrenamt auch vom persönlichen Austausch engagierter Freiwilliger. Selbstbestimmte, nichtkommerzielle offene Werkstätten haben sich als guter Ort für die Beschäftigung mit Freiem Wissen, Freier Software, Jugendarbeit und der kritischen Begleitung der Digitalisierung in der Gesellschaft erwiesen. Solche Orte profitieren immens von niederschwelliger Förderung, etwa für Mietkosten und Anschaffungen für die Ausstattung. Wikimedia Deutschland fördert in mehreren Städten lokale Räume, in denen sich Ehrenamtliche der Wikipedia und anderer Projekte rund um Freies Wissen austauschen und zusammenarbeiten können. Aber nicht alle Menschen, die im digitalen Ehrenamt aktiv sind, haben einen Förderverein hinter sich. Und auch Wikimedia Deutschland kann nicht dafür sorgen, dass solche Orte in der Fläche entstehen. Daher sollte gesetzlich geregelt werden, dass auch digitale Initiativen öffentliche Unterstützung erhalten und öffentliche Räume nutzen können, wie dies beispielsweise bei Sportvereinen der Fall ist.

    Neben der Pflege von Wikipedia-Artikeln kann so auch ein neuer Zugang zu staatlichen und öffentlichen Informationen entstehen: In Leipzig bieten ehrenamtlich Aktive eine Karte aller Stadtbäume an, mit der Option, eine Gießpatenschaft für einen Baum zu übernehmen. Aktive aus Potsdam visualisieren die Zusammensetzung des lokalen Trinkwassers. Und auch in Magdeburg wird das Baumkataster dargestellt, hier aber mit Informationen über Baumfällungen.

Eine Wikipedia-Einführungsveranstaltung im Lokal K in Köln, einem Raum für die lokale Community des Digitalen Ehrenamts. © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons), Wikipedia vor Ort 2018 Köln-92766, CC BY-SA 4.0

Was kannst Du tun?

Die Abgeordneten in Deinem Bundesland können diese beiden Forderungen für eine bessere Förderung des digitalen Ehrenamts umsetzen. Wenn Du unsere Forderungen unterstützen möchtest, dann teile unsere Argumente per Mail, Brief oder persönlich mit Kandidierenden und frage Deine Landtagskandidatinnen und -kandidaten:

  • Wie setzen Sie sich dafür ein, dass digital Ehrenamtliche, etwa der Wikipedia, besser gefördert werden?
  • Sind Sie sich darüber bewusst, dass auch Menschen, die sich im Digitalen ehrenamtlich engagieren, Begegnungsorte brauchen? Werden Sie lokale Begegnungsorte für Ehrenamtliche unterstützen, die ehrenamtlich freie Software entwickeln, sich für digitale Bildung oder Open Data einsetzen, oder Wikipedia-Artikel schreiben?

Freie und digitale Bildung

Natürlich sollen junge Menschen bis zum Abi mehr wissen als nur, wo’s steht. An die Prüfungen der Vorjahre sollten sie jedoch ebenso frei herankommen wie an die Artikel in der Wikipedia. Foto: Lantus, Abipedia, CC BY-SA 3.0

Freie und digitale Bildung ist für Lehrende und Lernende kostenlos und niedrigschwellig im Zugang. Sie fördert gemeinschaftliches und vernetztes Lernen und Lehren. Grundlage sind frei zugängliche Inhalte und digitale Anwendungen, die Lehrkräfte nach ihren Bedarfen nutzen, verbreiten und verändern können. Dazu zählen Lehr- und Lernmaterialien wie Schulbücher oder Arbeitsblätter, aber auch Bildungssoftware wie Lern-Apps oder Tutorielle Systeme.

Doch freie und digitale Bildung ist in Deutschland immer noch mehr Vision als gelebte Realität. Daher engagiert sich Wikimedia Deutschland mit drei Projekten dafür, mehr Bildungsinhalte zu befreien, Bildungseinrichtungen unabhängig(er) von kommerziellen Softwareunternehmen zu machen und kritische Medienbildung in Lehrplänen unterzubringen.

Hilf uns dabei, Bildung für alle frei und zugänglich zu machen.

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  • Verschlusssache Prüfung

    Jedes Jahr bereiten sich Hunderttausende Schülerinnen und Schüler auf ihre Abschlussprüfungen vor. Die Aufgaben des Vorjahres können eine gute Übung sein – doch leider stellen diese nur wenige Bundesländer öffentlich zur freien Verfügung. Zahlreiche Kultusministerien verschenken oder verkaufen die Lizenz, die Aufgaben zu veröffentlichen, sogar an Verlage. Diese drucken sie in Übungsheften ab, die Lernende zur Prüfungsvorbereitung kaufen. Die Verlage verdienen also Geld mit Aufgaben, die mit öffentlichen Mitteln erstellt wurden. Diese Übungshefte können sich aber nicht alle Lernenden leisten. Wir meinen: Bildung sollte keine Frage des Geldbeutels sein. Wikimedia Deutschland und FragDenStaat setzen sich daher seit fünf Jahren dafür ein, dass Schülerinnen und Schüler freien Zugang zu Prüfungsaufgaben aus Vorjahren bekommen. Wir nennen das Projekt „Verschlusssache Prüfung“.

    Inzwischen haben wir eine Petition gestartet, um Bildungspolitiker*innen klar zu machen, dass viele Menschen unsere Forderung unterstützen. Knapp 55.000 Menschen haben unsere Petition „Bildungsgerechtigkeit statt privater Profit: Alte Prüfungsaufgaben digital & frei zugänglich machen!“ unterschrieben. Wir stehen also nicht alleine da in unserem Einsatz für mehr Bildungsgerechtigkeit. Auf der Website von Frag den Staat kann man für die verschiedenen Bundesländer nachschauen, ob alte Prüfungsaufgaben aktuell schon öffentlich zugänglich sind. Wenn dies nicht der Fall ist, gibt es die Möglichkeit, das eigene Bundesland über eine Anfrage im Rahmen des jeweiligen Informationsfreiheitsgesetzes dazu aufzufordern.

  • Freie Bildungssoftware für alle

    Ob in der Schule oder im Studium: Die Nutzung von Microsoft- oder Google-Produkten gehört zumindest hierzulande zur gängigen und oft unhinterfragten Praxis. Aktuell zeichnet sich ab, dass mit ChatGPT der Firma Open AI erneut ein kommerzielles und intransparentes Produkt zum Standard wird. Das ist ein Problem, denn es ist kaum etwas über das Programm, die zugrundeliegenden Daten, Filter und Modelle bekannt. Unabhängige Stellen und Forschende haben dadurch keine Möglichkeit, das Programm zu evaluieren und zu prüfen.

    Bildung ist ein öffentliches Gut und eine staatliche Aufgabe. Politikschaffende und staatliche Institutionen müssen daher in demokratischen Prozessen mit betroffenen Gruppen, Forschenden und zivilgesellschaftlichen Organisationen aushandeln, was gute Bildung ist und was sie braucht. Wenn es um Bildung im digitalen Raum geht, gehören dazu aus unserer Sicht zwei Grundpfeiler. Zum einen müssen digitale Anwendungen und Bildungsangebote Grundrechte sichern. Zum anderen müssen sie in einem fairen Bildungssystem gleichermaßen allen Lernenden zur Verfügung stehen.

    Damit gleicher und fairer Zugang und die Sicherung von Grundrechten bei der Nutzung von KI-Anwendungen in der Bildung verankert werden, haben wir mit Bildungsexpertinnen und -experten unsere Handlungsempfehlungen „Offene KI für alle!“ für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Bildung erarbeitet.

    1. Transparenz: Die im Bildungsbereich am meisten eingesetzte generative KI ist ChatGPT. Doch es ist nur wenig über das große Sprachmodell und dessen Trainingsdaten oder Filter bekannt. Dadurch kann es kaum durch externe und unabhängige Personen beurteilt werden. In einem so sensiblen Bereich wie der Bildung ist das nicht akzeptabel  – daher fordern wir die Gewährleistung von Transparenz und Offenheit beim Einsatz von KI-Systemen in der Bildung.
    2. Zugang: Aktuell zahlen Bundesländer und Bildungsinstitutionen Lizenzgebühren für den Zugang zu generativen Chatbots. Damit fließen öffentliche Mittel direkt in privatwirtschaftliche Unternehmen, ohne dass der Staat oder Bürger*innen mitbestimmen können, wie diese Technologien gebaut werden. Stattdessen sollten diese öffentlichen Gelder in die Entwicklung offener und gemeinwohlorientierter Systeme investiert werden.
    3. Sicherheit: Auch wenn viele kommerzielle KI-Anwendungen aktuell für Nutzende kostenlos nutzbar sind, zahlen diese in der Regel mit ihren Daten. Wenn Personen in Bildungseinrichtungen Zugang zu KI-Systemen über Schnittstellen (sogenannte APIs) erhalten, muss sichergestellt werden, dass die eingegebenen Prompts nicht in das ursprüngliche System zurücklaufen. Im besten Falle laufen die Anwendungen dezentral und alle Daten verbleiben auf dem eigenen Endgerät. Darüber hinaus braucht es unabhängige Einrichtungen, die KI-Anwendungen prüfen und Bildungseinrichtungen bei der Auswahl entsprechender Systeme beraten und unterstützen können.
  • So kommt mehr Offenheit in den Unterricht

    Gemeinsam mit dem Bündnis Freie Bildung setzen wir uns dafür ein, dass „Offenheitskompetenzen“ als Querschnittsthema in der Digital- und Medienbildung von Lehrkräften aufgenommen wird. Doch was sind Offenheitskompetenzen und welche Aspekte gehören dazu?

    1. Wissen (z. B. über freie Lizenzen oder das Urheberrecht)
    2. Fähigkeiten (z. B. wie man freie Inhalte finden und teilen oder kollaborativ arbeiten kann)
    3. Haltung (z. B. dass man eigene Materialien mit anderen teilt oder Bildungsprozesse partizipativ gestaltet)

    Warum setzen wir uns für mehr Offenheitskompetenzen ein und warum sollten Bildungspolitiker und -politikerinnen das auch tun? Wir gehen davon aus, dass Lehrkräfte insbesondere dann offene Bildungspraktiken im Unterricht einsetzen, wenn sie mit diesen im Laufe ihrer Bildungslaufbahn in Berührung kommen und die damit verbundene Lernkultur selbst erfahren können. Daher fordern wir, dass Kompetenzen, die Lehrkräfte brrauchen, um offene Bildungspraktiken umzusetzen (Offenheitskompetenzen) als Querschnittsthema in Aus- und Fortbildungskonzepte von (angehenden) Lehrkräften integriert werden. Das Arbeiten mit frei lizenzierten Materialien und freier Software sollte demnach nicht in extra Kursen vermittelt, sondern als selbstverständliche Praxis gelebt und gelehrt werden. Erst dann kann freie und digitale Bildung aus dem Nischendasein heraustreten und Teil der allgemeinen Aus-, Fort- und Weiterbildungskultur werden.

Was kannst Du tun?

Die Abgeordneten in Deinem Bundesland können in der kommenden Legislaturperiode dafür sorgen, dass unsere Forderungen nach öffentlichem Zugang zu alten Prüfungsaufgaben, nach freier und digitaler Bildungssoftware und nach einer Vermittlung von Offenheitskompetenzen für Lehrkräfte umgesetzt werden. Wenn Du eine oder mehrere unserer Forderungen teilst, dann teile diese per Mail, Brief oder persönlich mit Kandidierenden und frage Deine Landtagskandidatinnen und -kandidaten:

  • Inwiefern werden Sie sich dafür einsetzen, dass alle schulischen Abschlussprüfungen inklusive der Lösungen allen Lernenden kostenlos und frei zur Verfügung gestellt werden? Modell hier ist Schleswig-Holstein, die alle Prüfungen mit einer offenen Lizenz bereitstellen.
  • Was werden Sie tun, damit Bildungseinrichtungen unabhängig von kommerziellen Softwareanbietern bleiben/werden? Beispiel wäre die Bereitstellung von offenen KI-Chatbots für den schulischen Gebrauch.
  • Wie werden Sie freie Bildungsangebote in Schule, Hochschule und Erwachsenenbildung fördern?

Öffentliches Geld – Öffentliches Gut!

Im Rahmen der kampagne Öffentliches Geld – Öffentliche Gut hat Wikimedia Deutschland Unterschriftne gesammelt, um den Verantwortlichen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu zeigen, wie viele Menschen die Forderung unterstützen, das Wissensinhalte mit freien Lizenzen auch allen Menschen frei zugänglich und nachnutzbar gemacht werden sollen. Foto: Christian Schneider, Kampagne ÖGÖG Karten 9, CC BY 4.0

Was maßgeblich mit öffentlichen Mitteln finanziert wurde, muss der Öffentlichkeit auch frei zur Verfügung stehen. Das sollte für Daten von Behörden oder Bildungsinhalte der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten genauso gelten wie für öffentliche Parks. Doch dafür braucht es entsprechende rechtliche und politische Rahmenbedingungen. Auf unserer Themenseite „Öffentliches Geld – Öffentliches Gut!“ beleuchten wir auch noch weitere Betätigungsfelder als die beiden, die wir für die Landtagswahlen vorschlagen.

So wird mehr Wissen der öffentlichen Hand auch öffentlich zugänglich

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  • Informationsfreiheit zu Transparenz ausbauen

    In vielen deutschen Ländern gibt es bereits Informationsfreiheitsgesetze, die den Zugang zu Informationen des Staats vereinfachen. Das sollte auch das mindeste sein, denn all diese Informationen sind durch öffentliche Mittel erhoben worden. Allerdings berechtigt ein Informationsfreiheitsgesetz alle Bürgerinnen und Bürger lediglich, Zugang zu Informationen des Staats zu beantragen und auch zu erhalten – jedenfalls, falls es sich nicht beispielsweise um personenbezogene Informationen handelt.

    Transparenzgesetze gehen dabei einen entscheidenden Schritt weiter als Informationsfreiheitsgesetze. Bei einem Transparenzgesetz veröffentlichen Behörden all diese Informationen von sich aus, ohne dass es eines Antrags bedürfte.

    Das Land Thüringen hat bereits solch ein Transparenzgesetz, sodass das Land viele veröffentlichungsfähige Informationen von sich aus veröffentlichen muss. Bei dem bisherigen Informationsfreiheitsgesetz in Sachsen und dem Akteneinsichts- und Informationszugangsgesetz in Brandenburg können Bürger*innen zwar Zugang zu vielen Informationen des Staats erhalten – dies erfordert aber stets individuelle Anfragen z.B. über das Portal FragDenStaat.de. Beide Länder sollten ihre Gesetze zu echten Transparenzgesetzen weiterentwickeln – denn von mehr Transparenz profitieren nicht nur die Menschen im Land, oftmals werden dadurch auch Abläufe in der Verwaltung selbst vereinfacht. Die Transparenzverpflichtungen sollten auch auf die Kommunen ausgeweitet werden, denn dort liegen viele Informationen, die das Leben der Bürger*innen direkt betreffen können.

  • Vergaberegelungen

    Der Staat bedient sich häufig der Unterstützung externer Dienstleister, die er für bestimmte Vorgänge beauftragt. Sei es, um ein Gutachten zu erstellen, um die Digitalisierung voran zu bringen oder um Software zu beschaffen. Die Verträge für solche Vergaben sind aber meist so gestaltet, dass die Ergebnisse nicht über freie Lizenzen der Allgemeinheit zugutekommen können. Im Gegenteil: Manchmal darf die Öffentlichkeit aufgrund der Vertragsgestaltung das fertige Werk nicht einmal einsehen.

    Freie Lizenzen wie die Creative-Commons-Lizenz CC BY-SA – die auch in der Wikipedia verwendet wird – erlauben die Weiterverwendung von Texten, Fotos und Videos zu gewissen Bedingungen. Die Sharealike-Klausel („Wiedergabe zu denselben Bedingungen“) sichert dabei die Freiheit dieses Wissens: Wer beispielsweise einen älteren, so lizenzierten Text aktualisiert, muss das Ergebnis wieder unter dieselbe Lizenz wie das Original stellen. Die Freiheit des so lizenzierten Wissens bleibt dadurch langfristig erhalten.

    Ganz ähnlich funktioniert dies bei Freier Software. Lizenzen wie die AGPL sorgen ebenfalls dafür, dass Erweiterungen oder Verbesserungen einer Software wieder unter derselben Lizenz der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt werden müssen. So kann verhindert werden, dass durch einen öffentlichen Auftrag und öffentlich finanziert eine Software bis zu einem gewissen Stand als „Open Source“ entwickelt wird, darauf aufbauende Verbesserungen und Erweiterungen aber als kommerzielles Produkt vertrieben werden, auf das Allgemeinheit und Staat keinen Zugriff haben. Viele bekannte Produkte wie die Software des sozialen Netzwerks Mastodon, die Cloudspeicherlösung NextCloud oder der Instant-Messaging-Dienst Wire sind unter der AGPL lizenziert.

    Durch eine passende Vergaberegelung können Länder selbst festlegen, dass durch sie beauftragte und durch öffentliche Gelder finanzierte Gutachten und Softwarelösungen durch geeignete Lizenzen zu Freiem Wissen werden sollen, das durch die Allgemeinheit frei verwendet werden kann. Standardklauseln in den Vergaberegelungen legen dann fest, dass Texte, Bilder und andere Medien unter einer Creative-Commons-Lizenz veröffentlicht werden sollen. Wenn Software beschafft oder entwickelt wird, soll es sich um Freie Software handeln, bei der durch die GPL- oder AGPL-Lizenzierung auch Abwandlungen und Weiterentwicklungen Gemeingüter bleiben.

Was kannst Du tun?

Die Abgeordneten in Deinem Bundesland können in der kommenden Legislaturperiode dafür sorgen, dass ein Transparenzgesetz verabschiedet wird und das Vergaberecht des Landes reformiert wird. Wenn Du eine oder beide unserer Forderungen unterstützt, dann teile unsere Argumente per E-Mail, Brief oder persönlich mit Kandidierenden und frage Deine Landtagskandidatinnen und -kandidaten

  • Wie setzen Sie sich dafür ein, dass bei der Vergabe öffentlich finanzierter Aufträge sichergestellt wird, dass die Ergebnisse für alle zugänglich gemacht werden?
  • Wie setzen Sie sich dafür ein, dass bei der Beschaffung oder Entwicklung öffentlich finanzierter Software wo immer möglich Freie Software bevorzugt werden soll?
  • (In Sachsen und Brandenburg:) Wie möchten Sie das bestehende Informationsfreiheitsrecht zu einem echten Transparenzgesetz ausbauen, so dass der Staat Informationen nicht nur auf individuellen Antrag hin veröffentlicht?

Zugang zu Kultur – digital und offen

Ein Ehrenamtlicher fotografiert ein Gemälde im Rahmen der Veranstaltung GLAM on Tour – 100 Jahre Bauhaus in Weimar. Foto: Wuselig, GLAM 100 Jahre Bauhaus Weimar-Neues Museum DSC8862, CC0 1.0

In den Museen, Bibliotheken und Archiven in Deinem Bundesland lagern Tausende von Kunstwerken, historischen Dokumenten und Exponaten, von denen nur ein Bruchteil in Ausstellungen der Öffentlichkeit gezeigt werden kann. Viele Kulturerbe-Einrichtungen digitalisieren jedoch ihre Sammlungen und Bestände und machen sie so einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich. Das ist ein guter erster Schritt. Denn Menschen in Deinem Bundesland und weit darüber hinaus können diese Bestände online durchsuchen und entdecken. Immer mehr Kulturinstitutionen stellen diese digitalen Bestände auch durch freie Creative-Commons-Lizenzen zur Wiederverwendung zur Verfügung. Sie können dadurch von uns allen verwendet und weiterverbreitet werden. Beispielsweise, indem wir sie in das freie und offene Medienarchiv Wikimedia Commons hochladen oder mit Wikidata verknüpfen. Ehrenamtliche nutzen sie auch, um damit Wikipedia-Artikel zu bebildern.

So werden mehr Kulturgüter digital und öffentlich zugänglich

Klicke auf das + um mehr über die Forderung und unsere Argumente dafür zu erfahren

  • Kulturerbeinstitutionen bei der Öffnung unterstützen

    Stell Dir vor, Du bist auf der Suche nach Informationen über ein bestimmtes Gemälde, über das Du einen Wikipedia-Artikel schreibst. Oder aber, Du möchtest für ein Schulprojekt oder eine Präsentation Werke einer Künstler*in aus deiner Region zeigen:

    • Wenn Kulturgüter digitalisiert sind , ermöglicht dir das einen ortsunabhängigen Zugang zu kulturellem Erbe, auch wenn es sich an unterschiedlichen digitalen Orten befindet.
    • Mit offenen Kulturdaten hast Du die Freiheit, diese zu zeigen, zu nutzen oder sogar zu verändern, ohne rechtliche Probleme befürchten zu müssen.
    • Offene Kulturdaten ermöglichen den Vergleich und die Vernetzung unterschiedlicher Bestände, um neue Erkenntnisse über Kunst, Geschichte und Kultur zu gewinnen.

    Die Veröffentlichung und Pflege von Daten ist eine Kernaufgabe von Kulturerbe-Institutionen und bedarf einer kontinuierlichen Unterstützung. Insbesondere kleinere Institutionen, die oft über weniger Ressourcen verfügen, sollten gezielt durch Finanzierung und Capacity Building unterstützt werden. Deshalb müssen die Kulturförderstrukturen der Länder und Kommunen nachhaltig angelegt sein, um sicherzustellen, dass die Digitalisierung und Bereitstellung kultureller Daten nicht nur von kurzfristigen Projektfinanzierungen abhängt, sondern dauerhaft gewährleistet ist.

    Gleichzeitig stellen Gebühren und Entgelte für die Weiterverwendung kultureller Daten und Inhalte ein erhebliches Hindernis für den Zugang, die Nutzung und die Weiterverwendung durch die Allgemeinheit und die Kulturwirtschaft dar und sollten daher grundsätzlich abgeschafft werden.

  • Fotografieren erlauben – Verbot aufheben

    Die Einrichtungen machen das Kulturerbe digital zugänglich. Sie sind auch vor Ort offen für alle, die sich damit auseinandersetzen wollen. Daher brauchen Kulturerbe-Einrichtungen neue Hausregeln: Fotografierverbote sollten nur dort gelten, wo dies aus rechtlichen (Rechte Dritter) oder konservatorischen Gründen (Blitzverbot) oder zur Aufrechterhaltung des geregelten Betriebes unumgänglich ist. Ansonsten sollten Besuchende eigene Fotos von den Objekten machen und z. B. in sozialen Medien teilen oder in Projekte wie Wikipedia einbringen dürfen.

Was kannst Du tun?

Die Abgeordneten in Deinem Bundesland können in der kommenden Legislaturperiode dafür sorgen, dass für den Kulturbereich ausreichend und langfristig ausreichend Ressourcen bereitgestellt werden, damit die Digitalisierung im Kulturbereich weiter vorangeht. Wenn Du eine oder beide unserer Forderungen teilst, dann teile unsere Argumente per E-Mail, Brief oder persönlich mit Deinen Landtagskandidatinnen und -kandidaten und frage sie:

  • Wie setzen Sie sich dafür ein, dass alle Menschen freien Zugang zu kulturellen Inhalten und Daten haben?
  • Wie setzen Sie sich für eine nachhaltige Finanzierung von Kulturerbe-Institutionen ein, damit diese ihre Bestände digitalisieren und bereitstellen können?
  • Wie setzen Sie sich dafür ein, dass Menschen in Museen Fotos von Objekten machen dürfen?