Rahmenbedingungen

Zugang zu Wissen ist politisch

Franziska Kelch

+++ Dresden, 1. Januar 2023. In Sachsen tritt das Transparenzgesetz in Kraft. Die Landesregierung, der Landtag und Gemeinden, Universitäten, Gerichte, Sicherheitsbehörden und andere öffentliche Einrichtungen müssen den Bürger*innen Informationen zugänglich machen. +++

+++ Mainz, 13. Januar 2023. Die tagesschau gibt bekannt, dass sie künftig ausgewählte Erklärvideos unter CC BY-SA Lizenz veröffentlicht. Das heißt, sie können frei nachgenutzt werden – auch in der Wikipedia. +++

+++ Moskau, 19. Dezember 2023. Wikimedia Russland löst sich zum Schutz ihrer Mitglieder auf. Davor wurde dem Geschäftsführer von Wikimedia Russland vom russischen Justizministerium die Einstufung als ausländischer Agent angedroht. +++

So unterschiedlich diese drei Nachrichten aus dem Jahr 2023 sind, zeigen sie, dass der Zugang zu Wissen und die Möglichkeiten, es zu verbreiten, von politischen, rechtlichen und institutionellen Rahmenbedingungen abhängen. Wikimedia Deutschland setzt sich daher auch dafür ein, dass Politikschaffende und Institutionen diese Rahmenbedingungen so ausgestalten, dass mehr Wissen frei zugänglich und nachnutzbar wird. Auch im Jahr 2023 haben wir uns im digital- und bildungspolitischen Kontext engagiert und mit Kultur- und Gedächtnisinstitutionen sowie Bildungseinrichtungen daran gearbeitet, dass mehr Wissen und Daten frei zugänglich werden und somit allen nutzen.

Öffentliches Geld – Öffentliches Gut! Auf dem Weg zu einem Kulturwandel bei den Öffentlich-Rechtlichen

Warum fallen Vögel beim Schlafen nicht vom Baum? Was wählen wir mit der Erst- und Zweitstimme? Und warum küssen wir gern? Diese und andere Fragen aus den Naturwissenschaften, der Geschichte, Politik oder Philosophie beantworten Sendungen wie Terra X, Planet Wissen oder die tagesschau. Über den Rundfunkbeitrag finanzieren wir alle diese Informations- und Wissensformate mit. Trotzdem stehen uns viele der Inhalte nicht zur freien Nachnutzung, Verbreitung und Bearbeitung zur Verfügung.

Wikimedia Deutschland und die Ehrenamtlichen des Projekts »Wiki Loves Broadcast« arbeiten seit Jahren daran, dass sich Rundfunkanstalten für freie Creative Commons (CC) Lizenzen öffnen. Im Jahr 2023 konnten wir wichtige Etappensiege feiern.

Zur Redaktion von Terra X, die bereits seit 2019 Erklärvideos unter CC BY-Lizenz zur Verfügung stellt, gesellt sich jetzt auch der Bayerische Rundfunk. Er wird Inhalte des digitalen Lernformats kolleg24 unter CC-Lizenz veröffentlichen. Mit der Deutschen Welle stellt erstmals auch eine deutsche Rundfunkanstalt Videos auf Wikimedia Commons zur Verfügung. Der WDR hat Clips aus Planet Wissen durch freie Lizenzierung nachnutzbar gemacht. Und – besonders erfreulich – die Redaktion der tagesschau veröffentlicht ebenfalls seit 2023 Kurzerklärt-Clips unter freier Lizenz.

»Weil wir der Meinung sind, dass die Inhalte so viele Menschen wie möglich erreichen sollen. Überall wo Menschen nach Informationen suchen, wollen wir sie anbieten. Deswegen gab es Sinn auch Wikipedia in unsere Distributionsstrategie einzubinden.«
Juliane Leopold – Chefredakteurin Digitales bei der tagesschau

So nutzen Sie die Videos des ÖRR

Wenn Sie die CC-lizenzierten Videos der Öffentlich-Rechtlichen selbst nutzen wollen, können Sie diese bei Wikimedia Commons herunterladen. Hier geht es zu den Videos der tagesschau, und hier finden Sie die von Terra X. Die CC-Lizenz erlaubt es ihnen, Videos zu benutzen, zu bearbeiten und zu verbreiten.

Das Umdenken der Öffentlich-Rechtlichen kommt nicht plötzlich

Im Jahr 2023 zeichnet sich der Wandel hin zu freien Lizenzen in den Sendern und Redaktionen deutlicher ab als sonst. Dahinter steckt viel Überzeugungsarbeit, die Wikimedia Deutschland zusammen mit der Wiki-Community im Rahmen des Programms »Öffentliches Geld – Öffentliches Gut!«, kurz ÖGÖG, seit 2018 leistet. Bei einem jährlich stattfindenden Runden Tisch bringen wir Vertretende aus den Rundfunkanstalten, Bildungseinrichtungen, Gewerkschaften, Politik und Journalistenverbänden sowie aus der Wikipedia-Community zusammen. Auch hierbei ging es darum, Vorbehalte gegenüber freien Lizenzen – etwa die Angst vor Kontrollverlust durch Freigabe von Inhalten – abzubauen. Das funktioniert. Die Sender erleben immer mehr, dass die freigegebenen Inhalte tatsächlich nachgenutzt werden. Allein die rund 400 Terra X-Videos, die auch in vielen Wikipedia-Artikel genutzt werden, wurden fast 100 Millionen Mal aufgerufen, seitdem sie frei zur Verfügung stehen.

Neben dem Runden Tisch gab es im Jahr 2023 auch mehrere Wikipedia-Workshops in den Sendeanstalten. Redaktionell Tätige konnten dabei mit Wikipedia-Aktiven Fragen zu CC-Lizenzen klären und lernen, wie sie Wikimedia-Projekte nutzen und beispielsweise Medieninhalte in Wikimedia Commons einpflegen können.

Mehr Gehör für zivilgesellschaftliche Stimmen

5.762 Interessenvertretungen waren am 22. März 2023 im Lobbyregister des Bundestages registriert. Wikimedia Deutschland ist eine davon. Welche Interessen vertreten wir? Es sind die von Menschen, denen der freie Zugang zu Wissen und Daten wichtig ist, die eine Stärkung digitaler Bildung für relevant halten und eine Nutzung freier und offener Software befürworten. Wir erleben aber, dass wirtschaftliche Interessen in politischen Aushandlungsprozessen dominieren. Das ist kein Wunder, denn über 40 % der Organisationen und Einzelpersonen im Lobbyregister sind Vertretende der Wirtschaft. Zivilgesellschaftliche Perspektiven und Interessen kommen so zu kurz.

2023 sind wir auch auf europäischer und internationaler Ebene aktiv gegen dieses Defizit angegangen. Wir haben die Stimmen verschiedener zivilgesellschaftlich aktiver Menschen und Organisationen zusammengebracht, um sie in den Global Digital Compact (GDC) einzubringen. Damit wollen die Vereinten Nationen weltweite Leitlinien für ein offenes, freies und sicheres Internet definieren. Gemeinsam haben wir die Entwürfe analysiert und beim Internet Governance Forum Deutschland (IGF-D) Empfehlungen an das Auswärtige Amt und das Bundesministerium für Digitales und Verkehr übergeben. Auf europäischer Ebene haben wir auch im Jahr 2023 als Mitglied von Wikimedia Europe die Ausgestaltung von europäischen Rechtsvorhaben begleitet, die Wikimedia-Projekte direkt betreffen – wie etwa der Digital Services Act (DSA) – oder den freien Zugang zu Wissen im Allgemeinen sowie freie Meinungsäußerung im Netz berühren.

So kommt mehr Gemeinwohl in die Digitalpolitik

Wir haben im vergangenen Jahr besonders häufig erlebt, dass sich unsere Argumente und Expertise gepaart mit Beharrlichkeit auszahlen. Ein Beispiel dafür: Eine politische Forderung von Wikimedia Deutschland lautet, dass Digital- und Bildungspolitik auf das Gemeinwohl ausgerichtet werden müssen. Im Jahr 2023 haben wir acht Anforderungen für eine gemeinwohlorientierte Digitalpolitik entwickelt. Unter anderem fordern wir eine transparente Offenlegung von Zielen und die Beteiligung verschiedener Perspektiven. Weitere Ziele sind der Schutz von Grundrechten, die Offenheit bei der Nutzung von Ergebnissen und die Verbesserung des Zugangs zu digitalen Diensten.

Um diese Faktoren ging es in einem Workshop zum von der Bundesregierung geplanten Dateninstitut beim Digitalgipfel in Jena – einer Veranstaltung, bei der sich in den Vorjahren Vertretende der Technologiekonzerne und Digitalbranche mit Politikschaffenden vernetzten, ohne dass zivilgesellschaftliche Gruppen dabei sind. In einem interaktiven Format mit Teilnehmenden aus Verwaltung, Ministerien und Politik wurde gemeinsam an der Frage gearbeitet, wie ein digitalpolitisches Projekt, in diesem Fall das geplante Dateninstitut, auch ein gemeinwohlorientiertes Projekt werden kann. Für Aline Blankertz, Referentin für Politik und den öffentlichen Sektor, ist das ein erster Erfolg. »Die für das Dateninstitut verantwortlichen Ministerien, das Innen- und das Wirtschaftsministerium, haben den Workshop mit geleitet, selbst aktiv teilgenommen und nehmen die Ergebnisse in den weiteren Aufbau des Dateninstituts mit«, berichtet sie.

Wie kann Digitalisierung gemeinwohlorientierter werden? Um diese Frage ging es bei einer Veranstaltung in der Heinrich Böll Stiftung in Berlin. Moderiert hat die Diskussion Datenexpertin Aline Blankertz von Wikimedia Deutschland (rechts). Sie hat 8 Indikatoren entwickelt, an denen sich die Digitalpolitik für das Gemeinwohl orientieren soll.

Perspektive des Freien Wissens wird aktiv nachgefragt

Es ist sicherlich zu früh, um von einem neuen Bewusstsein in Ministerien und Politik zu sprechen. Aber neben der Einladung, unsere Perspektive und unser Wissen beim Digitalgipfel einzubringen, haben unterschiedliche Ministerien im Jahr 2023 die Expertise von Wikimedia Deutschland aktiv nachgefragt. Mit unseren Partnerorganisationen im Bündnis F5 haben wir eine Stellungnahme zur Engagementstrategie der Bundesregierung abgegeben. Das zuständige Referat im Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend wollte von uns außerdem mehr zum Thema digitales Ehrenamt erfahren: Was macht es aus? Was gibt es für digitale Ehrenamtsformen neben »Wikipedianer*in sein«?

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hat uns im letzten Jahr eingeladen, zur geplanten Transformation des Vergaberechts Expertise beizusteuern. Was hat das Vergaberecht mit der Wikipedia oder Freiem Wissen zu tun? Wir wollen erreichen, dass Aufträge der öffentlichen Hand – für Software oder Studien und Statistiken – bevorzugt dann vergeben werden, wenn die Ergebnisse unter freier Lizenz nachnutzbar werden. Denn auch das trägt dazu bei, dass mehr Wissen frei verfügbar ist.

»Es ist grundsätzlich erfreulich, dass mehr Politikschaffende aus Parteien und Ministerien ihren Blick weiten und zivilgesellschaftliche Expertisen nachfragen. Allerdings sind wir von einer strukturellen Verankerung zivilgesellschaftlicher Einbindung noch ein weites Stück entfernt.«
Lilli Iliev

Transparenzberichte: Austausch mit Entscheidungstragenden und Verbänden

Detaillierte Informationen darüber, mit welchen Verbänden, Abgeordneten, Ämtern, Ministerien und weiteren Akteur*innen wir uns im Jahr 2023 ausgetauscht haben, legen wir in Transparenzberichten offen.

Die Nationale Bildungsplattform – wir bleiben dran

Die »Nationale Bildungsplattform«, die jetzt »Mein Bildungsraum« heißt, ist das größte digitale Bildungsinfrastrukturprojekt der Bundesregierung der letzten Jahre. Sie soll bestehende sowie neu entstehende Lernplattformen und digitale Bildungsangebote vernetzen. Das hieße auch, dass Lehrende und Lernende einfach Bildungsmaterialien und -inhalte suchen und auf sie zugreifen könnten, die in einem Lernmanagementsystem eines anderen Bundeslandes oder einer anderen Institution liegen. Und das im Bildungsföderalismusdschungel Deutschland! Diese Grundidee einer digitalen Vernetzungsinfrastruktur entspricht der Idee des freien Zugangs zu Wissen, die Wikimedia Deutschland vertritt.

Schon im Jahr 2022 hatten wir uns das Riesenprojekt gemeinsam mit Bildungs- und Fachkundigen für Digitales angeschaut und die kritische Konzeptstudie »Werte und Strukturen der Nationalen Bildungsplattform« herausgegeben.

Bedürfnis nach Informationen zur Bildungsplattform ist groß

»2023 haben wir an der Resonanz von Politikschaffenden mit Schwerpunkt Bildung und Forschenden, die es auf unsere Studie hin gab, gemerkt: Viele Interessenvertretende haben offene Fragen, teilen unsere Kritik und wünschen sich, dass das federführende Bildungsministerium offener mit dem Projekt umgeht und Personen mit Expertise sowie künftige Nutzende stärker einbindet«, sagt Heike Ekea Gleibs, Leiterin des Teams Bildungspolitik und digitales Kulturgut.

Über die Kritikpunkte und Anregungen zur Nachsteuerung für die Nationale Bildungsplattform, die sich aus der Studie ergeben haben, wollten 2023 zahlreiche Politikschaffende für Bildung und Digitales von Grünen, SPD und Die Linke mehr von uns wissen. Auch Anfragen von Medienschaffenden an uns haben gezeigt, dass das federführende Ministerium intransparent handelt. Dabei gibt es zahlreiche offene Fragen und Gesprächsbedarfe. Wir haben daher zu unserer Podiumsdiskussion zu Beteiligungsstrukturen und Governance in der NBP25 neben Prof. Jeanette Hofmann von der Freien Universität Berlin, Dr. Henriette Litta von der Open Knowledge Foundation e. V. und Dejan Mihajlović von der Pestalozzi-Realschule Freiburg auch Vertretende des BMBF eingeladen – die sich an der Diskussion offener Fragen jedoch nicht beteiligen wollten.

Das Ministerium verweist zwar immer wieder auf einen Beirat, zu dem neben Wikimedia Deutschland weitere Fachkundige und Interessenvertretende eingeladen werden sollen. Gegründet wurde er auch im Jahr 2023 nicht. Es besteht daher die Sorge, dass die Plattform an den Empfehlungen und Bedarfen der relevanten Interessenvertretenden vorbei geplant wird. Wir begleiten das Projekt daher weiterhin kritisch.

Mit Wikidata und Wikibase kulturelle Gedächtnisse vernetzen

Waren Sie schon mal im Städel Museum? Werke aus 700 Jahren Kunstgeschichte hüten die Frankfurter in ihrer Sammlung. Um die Werke von Käthe Kollwitz, Paul Klee oder Pablo Picasso zu sehen, müssen Sie aber gar nicht mehr ins Museum gehen. Denn wie immer mehr Museen hat auch das Städel Museum seine Bestände digitalisiert. Damit sind sie für uns alle digital zugänglich und durchsuchbar.

Auch Forschende erhalten durch die zunehmende Digitalisierung Zugang zu immer mehr Kulturdaten. Die Suche nach Antworten auf offene Fragen ist trotzdem oft eine mühsame Schatzsuche. Denn die Digitalisierung von Kulturdaten führt nicht automatisch zu ihrer Vernetzung. Wie kommt eine namibische Wissenschaftlerin an Informationen darüber, wo in Europa Objekte liegen, die zur Kolonialzeit geraubt wurden? Wie kann ein Forscher sicherstellen, dass er nichts Wichtiges oder Spannendes übersieht – weil er nicht weiß, wo überall Wissen zu seinem Forschungsthema liegt? Gerade im Herstellen von Verbindungen, dem Begreifen bisher unbekannter Zusammenhänge, liegt der Reiz der Wissenschaften.

»Wir haben einen Überblick darüber, wie man mit verschiedenen Arten von Daten arbeitet und wissen, welche Aktiven aus den Wikimedia-Projekten über Expertise verfügen, die einem Museum oder einem Forschenden nützen. Wir sind das Scharnier zwischen den Expert*innen aus den Wikimedia-Communitys und den Fachleuten aus dem Bereich des kulturellen Erbes.«
Lucy Patterson

Das Scharnier zwischen Kulturerbeeinrichtungen und Wikimedia-Projekten

Zur Vernetzung von Daten und Wissen leistet Linked Open Data einen entscheidenden Beitrag. Wikimedia Deutschland fördert die Vernetzung von offenen Kulturdaten – und von Expert*innen, die mit diesen Daten arbeiten. Unser Ziel: Der Aufbau von sogenannten Communitys of Practice. Zu diesen Gemeinschaften gehören Experten*innen aus Kulturerbe-Institutionen, die ihre Sammlungen öffnen und kulturelle Daten auffindbar, zugänglich, interoperabel und wiederverwendbar machen wollen, Geistes- und Kulturwissenschaftler*innen, die diese Daten erforschen, sowie ehrenamtliche Expert*innen. In den Gemeinschaften können sie ihre Erfahrungen austauschen und bewährte Verfahren entwickeln, um die Wissensdatenbank Wikidata zu erweitern und zu pflegen, das freie Medienarchiv Wikimedia Commons zu bearbeiten oder mit Wikibase selbst Wissensdatenbanken erstellen und sie mit anderen offenen Datenbeständen verbinden.

Das Interesse an dem noch recht jungen Projekt zeigt: Das Bedürfnis von Kulturerbeinstitutionen und Forschenden, Wikimedia-Projekte zu nutzen, um ihre Wissensbestände zu öffnen und zu vernetzen, ist groß. 2023 wurden Projekte mit dem Städel Museum sowie dem Alice Salomon Archiv begonnen oder vertieft. In einer weiteren Datenpartnerschaft unterstützen wir ein Forschungsprojekt an der Technischen Universität Berlin, das sich mit der Restitution von in kolonialen Kontexten geraubten Kulturgütern befasst.

2023 haben wir in Projekten mit Kulturerbeinstitutionen festgestellt, dass das Öffnen und Vernetzen von Kulturdaten immer wieder neue, individuell zugeschnittene Ansätze erfordert. Auch wenn zu Wikidata
und Wikimedia Commons alle beitragen können – gerade Kulturinstitutionen haben sehr unterschiedliche Bedürfnisse. Die einen wollen Digitalisate in Wikimedia Commons einfügen oder Metadaten aufbereiten, andere möchten Datensätze in Wikidata erweitern, neu anlegen oder sogar neue »Properties« (Eigenschaften) einführen. Wieder andere verfügen über Kulturgüter aus kolonialen Kontexten und fragen sich, wie sie das Wissen darüber in Wikidata abbilden können, ohne die koloniale Weltsicht zu reproduzieren oder zu verstärken. Kurzum: Damit Kulturerbeeinrichtungen Wikimedia-Projekte nutzen können, braucht es Fachwissen darüber, wie Wikidata, Wikimedia Commons oder die Software dahinter funktionieren. Besonders wichtig: Welche bewährten Praktiken und Projekte gibt es bereits, die Museen, Archiven oder Forschenden als Modelle dienen können?

 

»Die meisten dieser Praktiken sind neu und nicht niedergeschrieben oder schwer zu finden. Wir bei Wikimedia sammeln das Wissen über alte und neue bewährte Verfahren«, so Lucy Patterson, Projektmanagerin digitales Kulturgut bei Wikimedia Deutschland. »Wir haben einen Überblick darüber, wie man mit verschiedenen Arten von Daten arbeitet und wissen, welche Aktiven aus den Wikimedia Projekten über Expertise verfügen, die einem Museum oder einem Forschenden nützen. Wir sind das Scharnier zwischen den Expert*innen aus den Wikimedia-Communitys und den Fachleuten aus dem Bereich des kulturellen Erbes.«

Neben der Beratung für Kulturerbeeinrichtungen und der Vernetzung mit Expert*innen aus den Wikimedia-Projekten baut Wikimedia Deutschland auch aktiv Datenpartnerschaften auf. Forschende und Institutionen werden von der ersten Überlegung, wie die existierenden Kulturdaten zu modellieren sind, bis zum Hochladen der Daten und zur Dokumentation des Projekts begleitet. Der Fokus liegt auf Projekten, die marginalisierte Positionen vertreten, marginalisierte Wissensbestände öffnen und vernetzen wollen, oder bestehende Logiken der Wissensproduktion kritisch hinterfragen.