340.000 Bilder haben Ehrenamtliche Fotograf*innen 2020 weltweit innerhalb der Fotowettbewerbe Wiki Loves Earth und Wiki Loves Monuments ins freie Medienarchiv Wikimedia Commons hochgeladen.
Beim größten Wissensprojekt der Welt mitmachen – dazu gab es auch 2020 Gelegenheiten: Die Fotowettbewerbe „Wiki Loves Earth“ (WLE) und „Wiki Loves Monuments“ (WLM) verzeichneten teils rekordverdächtige Beteiligungen. Mit der „Wikipedia Challenge“ wurde außerdem ein neuer Wettbewerb ins Leben gerufen, der über 30 Mails in 30 Tagen tief ins Wikiversum führt – und Lust aufs Mitschreiben weckt.
„Das Spannende beim Fotografieren für WLM ist, dass man bewusst Dinge wahrnimmt, die man sonst nie gesehen hätte. Mit jeder Fototour lernt man etwas Neues kennen – neben den üblichen Verdächtigen wie Kirchen, Fachwerkhäusern und Schlössern gibt es auch ausgefallenere Objekte zu fotografieren, zum Beispiel Teichständer oder die Grenzsteine der 1815 geschaffenen Grenze zwischen Preußen und Sachsen.“ So schwärmt Benutzer „Z thomas“ über den Fotowettbewerb „Wiki Loves Monuments“, der einmal im Jahr von Ehrenamtlichen der Wikipedia und des freien Medienarchivs Wikimedia Commons organisiert wird.
WLM ist einer der größten Fotowettbewerbe der Welt. Er findet seit 2012 rund um das Thema Bau- und Kulturdenkmäler statt – und leistet damit auch einen Beitrag zum Denkmalschutz. Der besteht schließlich nicht nur im Erhalt von Bausubstanz, sondern auch in ihrer Dokumentation – und vor allem dem freien Zugang zu diesem Wissen. Martin Kraft gewann die deutsche Ausgabe des Wettbewerbs 2020 mit seinem Bild „Treppenhaus des Colombischlössle in Freiburg im Breisgau“. „’Stairway to heaven!’“, attestierte die Jury dem perfekt komponierten Motiv.
Bewusstsein für die Insektenwelt
„Angefangen zu fotografieren habe ich Anfang der Nullerjahre, als ich mir meine erste Spiegelreflexkamera kaufte, um Landschaftsaufnahmen zu machen“, erinnert sich Sven Damerow. 2020 belegte er den ersten Platz bei der deutschen Ausgabe von „Wiki Loves Earth“, dem Wettbewerb, der Aufnahmen aus Naturschutzgebieten, Nationalparks und von Naturdenkmälern prämiert. Die Jury hatte bei der achten Ausgabe von WLE aus insgesamt 27.037 Einreichungen auszuwählen – womit die Freiwilligen einen neuen Rekord für den deutschsprachigen Wettbewerb aufstellten. Zum Gewinnermotiv wurde Damerows spektakuläre Nahaufnahme einer Libelle – einer Südlichen Mosaikjungfer – ernannt.
„Insektenschutz ist in den vergangenen Jahren immer mehr in die öffentliche Wahrnehmung gerückt“, so Damerow. „Mit meinen Bildern möchte ich dazu beitragen, dass sich noch mehr Menschen für die Insektenwelt interessieren und begeistern.“
Über 10.000 Menschen absolvierten 2020 die Wikipedia-Challenge.
Von Mondfahrten und Edit-Wars
Interesse am Wikiversum selbst weckt wiederum die „Wikipedia Challenge“, die 2020 zum ersten Mal stattfand. Deren Prinzip ist so einfach wie Neugier weckend: Die Teilnehmenden bekommen 30 Mails an 30 Tagen. Jede enthält Wissenswertes rund um Wikipedia und die anderen Wikimedia-Projekte, Erklärungen, Anekdoten, Fun Facts und Bemerkenswertes aus der Geschichte.
Man erfährt zum Beispiel, wie und warum ein Paket aus 31.500 Artikeln in 176 Sprachen für eine Reise zum Mond ausgewählt wurde; oder klickt sich durch „5 witzige Wikipedia-Fakes, die du kennen solltest“, darunter den Eintrag der deutschen Rockband „Tillery“, deren Mitglieder 1956 bei einem Flugzeugabsturz in Manchester ums Leben kamen – kein echtes Drama, denn es gab die Gruppe nie. Man lernt die Wikipedia-Community ebenso kennen wie die „Edit-Wars“, Wissensschlachten unter den Freiwilligen, zum Beispiel über die Frage, ob der Donauturm ein Fernseh- oder ein Aussichtsturm ist.
In jeder Mail gibt es aber auch eine „Mission des Tages“, die ganz praktisch erste Schritte zum eigenen Editieren vermittelt, z. B., wie man ein Benutzerkonto anlegt oder sich mit dem Lizenzhinweisgenerator vertraut macht, zehn Wikidata-Abfragen ausprobiert oder Wikimedia Commons nach freiem Bildmaterial durchsucht. „Der Fokus der Challenge war, den Menschen so viele Informationen wie möglich zu geben, damit sie Sicherheit gewinnen, sich selbst zu beteiligen“, erzählt Verena Lindner, Teamleiterin Ideenförderung bei Wikimedia Deutschland. Das hat ausgezeichnet funktioniert.
Die „Wikipedia Challenge“ wurde 2020 gleich zwei Mal gestartet. Der erste Aufruf erfolgte im Mai über Facebook und Instagram, 853 Menschen folgten ihm – von denen sich 45 auch ein Benutzerkonto anlegten. Im Herbst wurde die Challenge dann noch einmal per Banner auf Wikipedia selbst beworben, woraufhin sich knapp 9500 Interessierte zur Teilnahme entschlossen – 353 richteten sich ein Konto ein. So werden spielerisch neue Freiwillige gewonnen.
Die Challenge – ursprünglich auch eine Reaktion auf die Lockdown-Situation, in der Menschen viel Zeit zu Hause verbringen mussten – ist mittlerweile sogar dauerhaft auf der Wikimedia-Seite zu finden, erzählt Lindner: „Man kann sie jederzeit starten.“