600 Community-Veranstaltungen
haben 2019 in den von Wikimedia Deutschland geförderten 6 lokalen Räumen stattgefunden.
Die Freiwilligen der deutschen Wikipedia leisten wertvolle Arbeit. Das sieht auch die Oberbürgermeisterin der Stadt Köln so. Das Lokal K in Ehrenfeld ist seit sechs Jahren lebendiger Treffpunkt der Community. Hier werden Drohnenflüge geplant, Artikel über Bahnradrennen geschrieben – und Clips für den Kanal „Unboxing Wikipedia“ gedreht, die Lust aufs Aktivwerden machen.
„Dank des ehrenamtlichen Engagements der Autorinnen und Autoren sowie Fotografinnen und Fotografen finden sich immer wieder neue Köln-Beiträge in Wikipedia. Die Präsentation von Informationen und Bildern auf der fünftgrößten Website der Welt trägt zum Ansehen unserer Stadt bei“, sagt die erfreute Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die das „besondere Engagement“ der Community 2018 auch mit dem Ehrenamtspreis ihrer Stadt gewürdigt hat.
Von Rekers Lob angesprochen fühlen dürfen sich besonders auch die Freiwilligen des Lokal K. Seit 2014 existiert dank der Unterstützung von Wikimedia Deutschland dieser Treffpunkt der Community in einer Seitenstraße des Stadtteils Ehrenfeld. Den Raum hat ein harter Kern aus knapp einem Dutzend Wikipedianer*innen aufgebaut, aus zweiter Hand möbliert, zum Gemeinschaftsraum und zur Ideenschmiede gemacht: Atamari, Achim Raschka, Geolina, 1971markus, Elya, Loegge, Raymond, Superbass, Nicola, Duschgeldrache2 und HReuter.
Warum es solche Community-Räume braucht? „Die Face-to-Face-Interaktion ist wichtig“, sagt Elya, die auch schon vor Lokal-K-Zeiten an Stammtischen und WikiCon-ähnlichen Workshops der Kölner Freiwilligen beteiligt war. Aber dafür mussten stets langfristig Räume gesucht und gemietet werden. Im Lokal K ist das gemeinsame Arbeiten, Kochen, Kreativsein oder einfach Zusammensitzen jederzeit möglich.
Jede*r pflegt dabei eigene Spezialgebiete. Raymonds Leidenschaft ist Fotografie, er und Superbass haben die Anschaffung einer mit Kamera ausgerüsteten Drohne betrieben, die 2019 auch bei zwei spannenden GLAM-Projekten zum Einsatz kam. Dank einer Sondergenehmigung der Bezirksregierung Düsseldorf, die mit finanzieller Unterstützung von Wikimedia Deutschland beantragt wurde, „darf die Drohne jetzt auch Bundeswasserstraßen überfliegen“, erzählt Raymond. Eigentlich ist das nicht gestattet.
Achim dagegen schreibt Artikel über Brettspiele und die Gattung der Hörnchen, Elya über Kölner Kirchen, Sakralkunst und Virologinnen – der ganz normale Querschnitt einer sehr diversen Community.
Natürlich interessiere man sich im Lokal K für die Themen der jeweils anderen, sagt Nicola. „Ich erwartete von einem Wikipedianer, dass er sich für alles interessiert!“ Sie selbst ist – ausgerüstet mit der Lokal-K-Hauskamera – mehrmals im Jahr unterwegs, um Bahnradsportler*innen zu fotografieren und in Artikeln zu porträtieren. „Ich bin meiner Kenntnis nach die einzige Wikipedianerin weltweit, die sich systematisch dem Bahnradrennen widmet“, erzählt sie nicht ohne Stolz. Ihre Bilder sind stets direkt in 15 Sprachversionen verfügbar. Die Journalistin in Rente, von der auch ein glänzender Wikipedia-Artikel über die Rivalität zwischen Köln und Düsseldorf stammt, empfiehlt Freundinnen, wenn sie sich über Einsamkeit oder leere Tage beklagen, ebenfalls als Freiwillige aktiv zu werden.
Neu-Autor*innen zu gewinnen, ist auch das Ziel von Elya und Achim. Allerdings haben sie die junge Zielgruppe im Blick – mit der YouTube-Reihe „Unboxing Wikipedia“, die ebenfalls im Lokal K entsteht. „Auf der letzten WikiCon waren kaum Unter-Dreißigjährige“, sagt Elya. Das hat ihr zu denken gegeben. Mit Achim führt sie jetzt in 10- bis 20-minütigen Clips durchs Wikiversum. Nicht, um anderen Wikipedianer*innen die Welt zu erklären, sondern um sie für Neulinge andockfähig zu machen.
Es geht in den Clips um die sogenannten Stubs (kurze Artikel), ums Schreiben über Fiktives oder um einen Edit-a-thon im Vorlauf des Weltfrauentages: #100wikiwomen. 100 Artikel über Frauen sollten an 100 Tagen geschrieben werden, was weit übertroffen wurde. Das Feedback auf „Unboxing“ ist gut. Kürzlich schrieb ein User im Kommentar: „Videos, wie man in Wikipedia ein fehlendes Komma ergänzt, gibt es hier und da schon, aber dieser Kanal versucht einen anderen Ansatz, macht Spaß und tut der Sache gut.“
Immer donnerstags sind Freiwillige und Neugierige auch im Lokal K willkommen. Sie können hier ein Gefühl dafür bekommen, was Raymond meint, wenn er sagt: „Wikipedia ist auch offline spannend.“